Anruf für einen Toten
Am 14. Apr 2008
Das schönste Artefakt der Filmgeschichte ist ja nicht, wie so oft vermutet, das Rauschen von Schwarz/Weiss oder die Schlieren von Super 8, sondern die glättende Wirkung der Farbgebung welche die Filme der späten 60er und fühen 70er auszeichnet; schwer festzulegen was genau es ist, aber es muss irgendetwas hiermit zu tun haben
In Sidney Lumets Kriminalgeschichte "The Deadly Affair" gibt ein gewisser James Mason einen dezent antikommunistischen Exsoldat, welcher im Auftrag des Innenministeriums Spione der "Kommunisten" aufzudecken versucht. Trotz dieser unguten Berufslage ist er so ungefähr der lässigste und angenehmste etwas-ältere-Herr den man sich vorstellen kann. Er steckt in einer hochinteressanten Beziehung mit einer, nicht nur zu Bossa nova swingenden Frau, mit der er Verheiratet ist und die sich selbst einmal als nymphomanin bezeichnet . Was Charles Dobbs, so heist der Charakter, freilich nicht ein sekunde aus der Fassung zu bringen vermag; nein, der Strahlt lieber bisschen mehr von seiner etwas selbstgerechten Privatphilosophie in die Welt raus und schwankt dabei elegant zwischen Selbstbeherrschung und apathischer Verzweiflung.
Das Restliche Personal dem Dobbs im verlauf des Films mehr so lustlos begegnet ist dabei nicht minder Interessant als sein Verhältnis zu Welt. Zum beispiel sein Alter Kriegskamerad Dieter Frey mit dem er sich in Diesen Zauberhaften Dialog über dessen Arbeitsverhältniss verwickelt:
Kapitalistischer Sozialismus from Sly_von_voigt on Vimeo.
Es gibt dann noch eine Theaterbesessene Junge Frau die, aufgrund ihrer Tätigkeit als Requisiteurin und Kartenverkäuferin die Ulkige Angewohnheit entwickelt hat jeden Satz den sie hört am Ende leise mitzusprechen; oder den pensionierten Expolizisten der immer Einschläft und sein Heim voller Tierkäfige und Aquarien hat. Es sind dann auch sowieso alle irgendwie ein bisschen over it und eh zehn Jahre älter als sie sein müssten.
Jedenfalls gibt es immer wieder was zu staunen und der Vibe, eine Mischung aus Blow-Up und Die Nadel, plus das schön Britische Wetter lassen die Zeit beim schauen des Films schnell Verstreichen. Für Sinn suchende gibt es natürlich auch noch einen Plot mit schön Suspense und unerwartetem Twist, aber der war für mich eher hintergründig.
Schön war vor allem die Cadrage (siehe Bild oben) und der Soundtrack, der das ganze noch ein bisschen Witziger gemacht hat als der schön Inszenierte Humor britischer Färbung ohnehin.
Eine Frage hab ich dann doch noch: Was hält man auf diesem Bild in der Hand? Irgendein vergessener Trend der 60er den es vielleicht lohnt wieder zu beleben?
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